Latest Comments

Keine Kommentare vorhanden.
Uncategorized

Wie ergänzen sich Bildwissenschaft und Amerikanistik?

Auf welche Fragen könnte die Bildwissenschaft in Ihrer Disziplin Antworten geben?
Als die Vereinigten Staaten von Amerika 1776 gegründet wurden, gab es noch kein
Fundament aus genuin amerikanischer Geschichte und amerikanischen Traditionen.
Eine historische Vergangenheit, die für ein heterogenes, vielsprachiges Einwandererland
einen reichlichen Vorrat an leicht erschließbaren, gemeinsamen Nennern enthielt, mit denen sich möglichst Viele identifizieren konnten, musste erst geschaffen werden. Fast zwangsläufig waren die gemeinsamen Nenner von Beginn an eher bildhaft und symbolisch als textuell angelegt. Die Bildwissenschaft kann helfen zu begreifen, wie die politische und historische Bedeutung und Wirkmächtigkeit von Bildern die U.S.-amerikanische kulturelle Produktion und Kulturgeschichte seit jeher geprägt haben.

Welche Antworten können Sie der Bildwissenschaft liefern?
Das Fach Amerikanistik untersucht diese bildlich und symbolisch dargestellten
„gemeinsamen Nenner“ in ihrer Konstruiertheit als visuelle (Master-)Narrative im Sinne von
„invented traditions“ und einer „imagined community“, dessen Sinngebungsmuster zu
dekodieren sind, um die USA in ihrer kulturellen Bedingtheit zu verstehen.
Im interdisziplinären Austausch zwischen der Amerikanistik und die Bildwissenschaft gelingt es, diese Konstruiertheit nicht nur kulturell und geschichtlich, sondern auch kunsthistorisch und kompositorisch ‚lesbar‘ zu machen.

John Trumbull, Declaration of Independence, 1826, Öl auf Leinwand, 3,7 x 5,5 m, Rotunde des U.S.
Capitols, Washington D.C., © Wikimedia Commons.

Welche Bilder beschäftigen Sie in Ihrer Disziplin besonders und warum?
John Trumbulls Gemälde Declaration of Independence von 1826 (Original in der
Rotunde des U.S. Capitols in Washington D.C., dem ‘Heiligenschrein’ der amerikanischen Zivilreligion) ist ein gutes Beispiel. Es zeigt, angeführt von Thomas Jefferson, das fünfköpfige Komitee, das die Unabhängigkeitserklärung verfasst hat und dem Kongress zur Unterschrift vorlegt. Dabei handelt es sich weder um eine reale Zeremonie, noch haben sich die dargestellten Personen jemals zur gleichen Zeit im selben Raum befunden, aber das Gemälde wird in seiner Symbolik seit 200 Jahren als authentische Darstellung der amerikanischen Gründungsgeschichte ‚gelesen‘.

Mehr Infos zum Lehrstuhl für Amerikanistik/Cultural Media Studies gibt´s hier:
https://www.geku.uni-passau.de/amerikanistik

Noch keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert